Vorstellungsgespräche bei Kanzleien meistern

Du hast die erste Hürde im Bewerbungsprozess geschafft und jetzt steht dir ein Job-Interview bevor? Sowohl in der Steuerberatung als auch in der Wirtschaftsprüfung gibt es bei Bewerbungsgesprächen einiges zu beachten. Wir zeigen dir, wie's klappt.


Vorstellungsgespräch

Worauf es ankommt: Vorstellungsgespräche sind deine Chance, zukünftige Arbeitgeber:innen von dir zu überzeugen. Recruiter:innen wollen darin mehr über deinen Charakter, deine Fertigkeiten und deine Motivation erfahren.

In Kennenlerngesprächen geht es also nicht darum, deine Bewerbungsunterlagen korrekt zu rezitieren. Stattdessen solltest du auf diese aufbauen und weitere Gründe aufzeigen, warum du menschlich und fachlich zum Anforderungsprofil der ausgeschriebenen Stelle und dem Arbeitsumfeld der entsprechenden Kanzlei passt.

Job-Interviews kompakt erklärt

  • In Bewerbungsgesprächen bekommst du die Möglichkeit, dich und deine Fertigkeiten umfassend vorzustellen und deine zukünftigen Arbeitgeber:innen von dir als geeignete Kandidatin bzw. geeigneten Kandidaten zu überzeugen.
  • Präsentiere deine Skills und deine Motivation so, dass du stets eine Verbindung zum Jobprofil der jeweiligen Stelle herstellst. Bleibe dabei jedoch immer auch authentisch.
  • Informiere dich vorab über die Kanzlei, bei der du dich bewirbst. Interesse an deinem künftigen Arbeitsort wird stets positiv gesehen.
  • Recruiter:innen wollen im Zuge eines Vorstellungsgesprächs primär etwas über dich erfahren, das nicht bereits aus deinen Unterlagen hervorgeht. Ergibt dein Lebenslauf offene oder vertiefende Fragen, werden sie dir garantiert aktiv gestellt werden.
  • Gehe auf Eigenheiten der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsbranche ein – beispielsweise, wie du mit einem erhöhten Arbeitspensum vor jährlich wiederkehrenden Fristen umgehen wirst.
  • Bereite dich auf die bekannten Standardfragen in Vorstellungsgesprächen vor. Sie mögen abgedroschen klingen, verfolgen jedoch immer ein wichtiges Ziel. Und: Die Antworten können unmittelbar über Erfolg oder Misserfolg entscheiden!
  • Wirst du abschließend gefragt, ob du (noch) Fragen hast, vermeide Antworten, wie “so spontan fällt mir nichts ein”. Damit suggerierst du, dass du dich auf das Gespräch nicht vorbereitet hast.


Worauf muss ich speziell bei der Bewerbung in der Steuerberatung bzw. Wirtschaftsprüfung achten?

In der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsbranche herrscht aufgrund der verantwortungsvollen Aufgaben eine seriöse Grundstimmung. Bewerbungsgespräche können deshalb sehr unterschiedlich beginnen und verlaufen.

Auf der einen Seite möchten Kanzleien natürlich wissen, ob du Klient:innen gegenüber seriös auftreten kannst. Recruiter:innen werden also sowohl auf dein äußeres Erscheinungsbild als auch auf deine Kommunikation achten. Es muss nicht gleich ein Armani-Dreiteiler oder der neueste Blazer aus Mailand sein, aber Baggy Pants und Metal-Band-Shirt sorgen auch bei legeren Kanzleien potenziell für gezückte Augenbrauen.

Auf der anderen Seite können die Umgangsformen innerhalb der Kanzlei durchaus freundschaftlich sein. Besonders, wenn die Kanzlei auch in Bereichen wie Benefits oder New Work ein modernes Mindset trägt. Sei also nicht überrascht, wenn du beim Gespräch mit dem Du-Wort und einem Kaffee begrüßt wirst.

Damit du von Anfang an bei der Kanzlei landest, die auch wirklich zu dir passt, haben wir hier zusammengefasst, worauf du bei der Wahl der idealen Arbeitgeberin achten solltest.

Außerdem gibt es spezielle Anforderungen der Branche, die mit großer Wahrscheinlichkeit direkt oder indirekt in einem Vorstellungsgespräch thematisiert werden.

Wie läuft ein Job-Interview ab?

Normalerweise besteht ein Bewerbungsgespräch auch in der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsbranche aus den folgenden Phasen, die jedoch nicht immer so klar strukturiert und in dieser Reihenfolge vorkommen müssen:

Begrüßung

Das ist deine Chance für den oft zitierten ersten Eindruck und ein wenig Smalltalk. Recruiter:innen werden dich begrüßen, vielleicht nach der Anreise fragen und dein Auftreten analysieren. Nimm dir vor der Begrüßung ein paar Minuten, um dein Äußeres zu überprüfen. Sind die Schnürsenkel zu und die Krawatte gerade, kann es losgehen.

Kleiner Tipp für Leute mit tendenziell feuchten Händen: Mit einem in der Hosentasche platzierten Taschentuch kannst du dir vorm Händeschütteln die Handflächen trocknen.

Kennenlernen

In diesem Teil stellen Arbeitgeber:innen sich und ihre Kanzlei vor. Du bekommst idealerweise tiefere Einblicke in Produkte/Dienstleistungen und die Firmenkultur. Außerdem beschreiben sie die vakante Position, für die du dich beworben hast, noch einmal genauer.

Selbstpräsentation

Üblicherweise leitet dein Gegenüber diesen Teil der klassischen Interview-Fragen ein. Nun musst du dich und deine Fertigkeiten vorstellen. Dabei geht es nicht um Eigenlob, sondern um die entscheidende Frage, inwiefern die eigenen Stärken die Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle erfüllen.

Frage und Antwort

Recruiter:innen werden deine Aussagen anschließend hinterfragen und mehr über dich und deine Erfahrungen wissen wollen. Du bekommst umgekehrt auch die Möglichkeit, mehr über eine Kanzlei und den konkreten Job in Erfahrung zu bringen. Das ist auch deine Chance, bereits vorsichtig etwas über die Konditionen in Erfahrung zu bringen.

Verabschiedung

Abschließend bedankt ihr euch beide für das Gespräch. Im Schlussteil besprecht ihr außerdem weitere Schritte (z. B. Probeaufgaben), eventuelle weitere Termine (z. B. eine zweite Gesprächsrunde für den engeren Kreis der Kandidat:innen) und Fristen für Rückmeldungen bzw. Entscheidungen.

Tipp: In der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung sind Termintreue und die Koordination von Terminen gefragte Skills. Wenn du hier verlässlich und selbstbewusst auftrittst, bringt das einen Pluspunkt ein.

Die typischen Fragen bei Vorstellungsgesprächen

Es gibt eine Handvoll Interview-Fragen, die praktisch alle Personalverantwortlichen im Repertoire haben. Sie wirken auf Menschen, die bereits einige Bewerbungsgespräche hinter sich haben, beinahe wie Klischees, verfolgen aber immer einen ganz bestimmten Zweck.

Wenn du bei deinem nächsten Kennenlerngespräch in der Steuerberatungs- oder Wirtschaftsprüfungsbranche nicht darüber stolpern willst, solltest du dich entsprechend vorbereiten. Die häufigsten Formulierungen haben wir deshalb kurz unter die Lupe genommen.

“Erzähle von dir.”

Der klassische Einstieg in einen Großteil aller Vorstellungsgespräche. Komm direkt zum Wesentlichen und antworte keinesfalls mit der Gegenfrage: “Was würden Sie denn gerne wissen?” Übernimm das Ruder und unterstreiche, warum deine jüngsten Ausbildungen und Berufserfahrungen dich für die ausgeschriebene Stelle qualifizieren.

Zusätzlich kannst du die eine oder andere jobrelevante Eigenschaft von dir ins Rampenlicht stellen, von der dein Gegenüber noch nicht weiß. Wichtig ist hier, dass du selbstsicher deine Qualifikationen hervorkehrst und nicht in unwichtige Lebensgeschichten oder ins Schwafeln abdriftest.

“Wo liegen deine Schwächen?”

Wie du richtig vermutest, dient diese Frage eindeutig dazu, die Liste an Kandidat:innen zu kürzen. Dennoch: Jeder hat Schwächen. Niemand wird dir glauben, wenn du dich als perfekt verkaufst.

Eine häufig gelesene, aber gefährlich zweischneidige Empfehlung für diese Frage lautet, eine Schwäche als Stärke zu tarnen. In der Regel durchschauen HR-Personen diese Taktik aber leicht. Stattdessen solltest du ehrlich über eine deiner Schwächen sprechen, aber dabei auch zeigen, wie du an dieser bereits arbeitest, um sie hinter dir zu lassen.

“Warum hat dein vorheriges Arbeitsverhältnis geendet?”

Bleib immer positiv. Lass dich im Rahmen dieser Frage keineswegs verleiten, über ehemalige Arbeitgeber:innen zu lästern. In den meisten Fällen wirkst du dadurch unprofessionell. Dennoch solltest du beim Grund stets ehrlich sein.

Hast du einen Fehler gemacht, zeige wie bei der Frage nach deinen Schwächen die Bereitschaft, daran zu arbeiten. Im besten Fall kannst du offen erklären, dass dich Ehrgeiz und berufliche Weiterentwicklung zu deiner Bewerbung bewegt haben. Auch der potenziell höhere Verdienst ist ein akzeptierter Grund für einen Berufswechsel, sollte aber nicht der einzige sein.

Und was tun, wenn du deine ehemalige Arbeitsstelle tatsächlich deshalb verlassen hast, weil “der Chef ein Idiot” oder das Team “gemein” war? Dann empfehlen wir Formulierungen wie “Die Unternehmenskultur” bzw. “Der Führungsstil haben nicht den persönlichen Wertevorstellungen entsprochen”. Recruiter:innen werden den Subtext garantiert verstehen und bestenfalls deine diplomatische Formulierung positiv vermerken.

Chef

“Wie gehst du mit Stress um?”

Obwohl in vielen Branchen bei dieser Frage all deine Alarmglocken schrillen sollten, gibt es in der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsbranche einen legitimen Grund, Talente nach ihrer Belastbarkeit zu fragen.

Mit jährlich wiederkehrenden Fristen, wie der Abgabe von Jahresabschlüssen am 30. September, wirst du zwangsweise vor diesen Deadlines mit Spitzen im Arbeitsaufwand rechnen müssen.

Antworte also, dass du diese Gegebenheiten erwartest und verweise auf deine Fähigkeiten, mit guter Planung und Organisation potenzielle Stressphasen abzufangen. Ein essenzieller Skill, der dir generell zu einer harmonischen Work-Life-Balance helfen wird, wir hier noch genauer erklärt haben.

Versuche trotzdem zu erfahren, ob es wirklich nur um derartige Termine geht oder ob das Arbeitspensum auch in anderen Zeiträumen ungewöhnlich hoch ist. Das kann dir Aufschlüsse über die Unternehmenskultur und den Führungsstil geben.


Sei neugierig in Vorstellungsgesprächen

Oft denken Kandidat:innen vor Interviews, dass sie schlecht vorbereitet wirken, wenn sie ihrem Gegenüber zu viele Fragen stellen. Das Gegenteil ist der Fall. Du zeigst auf diese Weise Interesse an der Kanzlei, bei der du arbeiten willst. Damit signalisiert du Initiative und verdeutlichst, dass es dir nicht nur einfach um einen Job geht.

Außerdem willst du natürlich ganz genau wissen, ob das angestrebte Arbeitsumfeld deinen Anforderungen genügt. Recruiter:innen werden dir das nicht übel nehmen. Vielleicht erfährst du so aber auch schnell, wenn eine Kanzlei überhaupt nicht zu dir passt. Wie du die besten Benefits und Konditionen für deine neue Postition erfolgreich verhandeln kannst, erfährst du hier.


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