Wirtschaftspruefer:in

Wie wird man Wirtschaftsprüfer:in?

Als Wirtschaftsprüfer:in prüfst du die Rechnungslegung und die Berichterstattung nationaler und internationaler Klientinnen und Klienten, erarbeitest für und mit Kundinnen und Kunden individuelle Lösungen für komplexe Problemstellungen und berätst sie ganzheitlich.



Voraussetzungen und Ausbildung

Als reglementierter Beruf ist der Zugang im Wirtschaftstreuhandberufsgesetz (WTBG) 2017 gesetzlich geregelt. Willst du Wirtschaftsprüfer:in werden, brauchst du eine mindestens dreijährige Praxiszeit als Berufsanwärter:in und musst die Fachprüfung der Wirtschaftsprüfung erfolgreich absolvieren.

Während der Berufsanwartschaft musst du dich intensiv auf die Prüfung vorbereiten. Davor beantragst du die Zulassung dazu bei der Kammer für Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen. Alle Details für Berufsanwärter:innen haben wir hier für dich zusammengefasst.

Auch als berufsberechtigte:r Bilanzbuchhalter:in oder als berufsberechtigte:r Steuerberater:in (Berufszugang unterliegt demselben Bundesgesetz) kannst du die Zulassung zur Fachprüfung beantragen, wenn du mindestens 3,5 Jahre hauptberuflich in diesen Berufen gearbeitet hast. Für letzteren Weg musst du nur die Teile der Fachprüfung ablegen, die nicht bereits Teil der Fachprüfung der Steuerberatung nach WTBG 1999 oder 2017 waren.

Prüfungsinhalte der Fachprüfung der Wirtschaftsprüfung

Nach erfolgreicher Zulassung bekommst du automatisch eine Einladung zu den nächsten Prüfungsterminen. Zuerst musst du Klausuren in den folgenden Fachbereichen positiv ablegen:

  • Rechnungslegung
  • Rechtslehre
  • Betriebswirtschaftslehre
  • Abschlussprüfung

Der mündliche Prüfungsteil schließt außerdem Inhalte aus den Bereichen Qualitätssicherung, Risikomanagement und Berufsrecht mit ein. Der Hauptanteil der Fragen ist aber aus dem Fachbereich der Abschlussprüfung zu erwarten, da dafür die Hälfe der zweistündigen Prüfungszeit vorgesehen ist.

Du hast also einen Vorteil, wenn du bereits während deines betriebswirtschaftlichen Grundstudiums deinen Schwerpunkt auf Wirtschaftsprüfung, Revision, Rechnungslegung, Finance und Controlling oder Steuerlehre gelegt hast.

Unabhängig von deiner Vorbildung solltest du dich intensiv auf die Fachprüfung vorbereiten. Das kann mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen, wobei Arbeitgeber:innen meistens entgegenkommend sind und flexible Arbeitszeiteinteilung und Lernurlaub anbieten.

Angelobung zur bzw. zum Wirtschaftsprüfer:in

Hast du das gesamte Prüfungsverfahren erfolgreich abgeschlossen, kannst du innerhalb von sieben Jahren einen Antrag auf öffentliche Bestellung zur bzw. zum Wirtschaftsprüfer:in stellen. Die allgemeinen Voraussetzungen dafür sind im Gesetz verankert und lauten wie folgt:

  • volle Handlungsfähigkeit
  • besondere Vertrauenswürdigkeit
  • geordnete wirtschaftliche Verhältnisse

Zusätzlich bei selbstständiger Berufsausübung:

  • aufrechte Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung
  • Berufssitz

Spätestens zum Zeitpunkt der Antragsstellung musst du außerdem Folgendes nachweisen:

  • erfolgreich absolviertes facheinschlägiges Studium (mind. 180 ECTS)
  • erfolgreich abgelegte Fachprüfung für Wirtschaftsprüfer:innen
  • eine zumindest 3-jährige Praxiszeit als Berufsanwärter:in (davon eine mindestens zweijährige umfassende hauptberufliche wirtschaftsprüfende Tätigkeit in einem EU/EWR-Mitgliedstaat)

Was macht ein:e Wirtschaftsprüfer:in?

Kund:innenstamm und Aufgabenbereiche hängen vor allem von der Kanzleigröße ab. Während einzelne Wirtschaftsprüfer:innen bei großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wie den Big Four üblicherweise wenige Großkund betreuen und sich auf bestimmte Prüffelder spezialisieren, betreuen klein- und mittelständische Gesellschaften meistens regionale Kundinnen und Kunden und die Prüfer:innen kümmern sich um mehrere Bereiche gleichzeitig.

Wirtschaftsprüfung ist aber kein Berufsfeld für Einzelkämpfer:innen. Als Wirtschaftsprüfer:in bist du Mitglied eines Prüfteams oder übernimmst Leitungsfunktionen. Im Team werden diverse Bilanz- und Gewinn-und-Verlustrechnungs-Positionen risikoorientiert analysiert und rechtsgültige Testate ausgestellt. Die spezifischen Aufgaben von Wirtschaftsprüfer:innen umfassen:

Jahresabschlussprüfung: Du prüfst die Bestandteile des Jahresabschlusses auf Gesetzmäßigkeit und stellst sicher, dass die finanzielle Lage und die Ergebnisse des Unternehmens korrekt dargestellt werden.

Prüfung der Rechnungslegung: Hier überprüfst du, ob die Finanzberichte den geltenden Rechnungslegungsstandards entsprechen. Als Rechtsgrundlage gilt dabei national das Unternehmensgesetzbuch (UGB), international richtet sich alles nach den International Financial Reporting Standards (IFRS).

Compliance-Prüfung: Hierbei kontrollierst du, ob das Unternehmen die geltenden rechtlichen Vorschriften, Steuervorschriften und sonstigen gesetzlichen Anforderungen eingehalten hat.

Interne Kontrollprüfung: Wirtschaftsprüfer:innen bewerten die internen Kontrollsysteme von Klientinnen und Klienten unterschiedlicher Branchen und Betriebsgrößen, um sicherzustellen, dass die finanzielle Berichterstattung zuverlässig ist und die Risiken angemessen gemanagt werden.

Sonderprüfungen: Neben den klassischen Abschlussprüfungen führen Wirtschaftsprüfer:innen anlassbezogen auch Sonderprüfungen durch, z. B. bei Unternehmenszusammenschlüssen oder Umstrukturierungen.

Beratung: Zusätzlich zu den Prüfungstätigkeiten unterstützt du deine Klientinnen und Klienten ganzheitlich bei finanziellen und betriebswirtschaftlichen Fragen.

Hauptprüfsaison

Im Arbeitsumfeld der Wirtschaftsprüfung wirst du üblicherweise saisonale Schwankungen erleben. Der Zeitraum von September bis März gilt als Hauptprüfungsphase, in der dein Arbeitsaufwand über die Normalarbeitszeit hinausgehen kann.

Der Arbeitstag in der Wirtschaftsprüfung ist stark geprägt von der jeweils aktuellen Prüfphase. In der Planungszeit bereitest du dich auf die kommende Prüfsaison vor. In diesem Abschnitt verschaffen sich du und dein Prüfteam einen umfassenden Überblick über die Geschäftsabläufe und Prozesse eines Unternehmens. Darauf folgt eine erste Analyse von Veränderungen im vergangenen Geschäftsjahr.

In der Hauptprüfungsphase besteht deine Aufgabe in der Abwicklung von Prüfungshandlungen und Besprechungen mit den Klientinnen und Klienten. Während dieser Zeit bist du oft unterwegs und arbeitest bei den Unternehmen vor Ort. An ruhigeren Tagen kannst du die Zeit nutzen, um Prüfungen zu planen, E-Mails zu bearbeiten und bereits erste Weiterbildungen zu absolvieren.

Vorbereitungsphase

Während des Sommers konzentriert ihr euch auf die Planung der anstehenden Prüfsaison. Ihr verschafft euch hier einen ersten Überblick über die Geschäftsabläufe der Klient.

Eventuell bearbeitet ihr in dieser Zeit auch Sonderprojekte, die zum Teil auch kurzfristig erledigt werden müssen. In den ruhigeren Phasen ist zudem noch mehr Platz für freiwillige und verpflichtende Weiterbildungen.

Warum Wirtschaftsprüfer:in werden?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Beruf des Wirtschaftsprüfers bereits während der Ausbildung und den Fachprüfungen, Ausdauer und Engagement von allen angehenden Wirtschaftsprüfer:innen verlangt.

Das dient nicht zuletzt als Vorbereitung für den späteren Berufsalltag, der vor allem während der Hauptsaison mit ihren Abschlussstichtagen regelmäßig Mehr- und Überstunden erfordern kann.

Demgegenüber stehen gute Verdienstmöglichkeiten, abwechslungsreiche Aufgabenbereiche und vielversprechende Karriereperspektiven, die auch für Quereinsteiger:innen aus Recht und Wirtschaft interessant sein können.


Welche Skills brauchen Wirtschaftsprüfer:innen?

Fähigkeiten, die du bereits während der Vorbereitung auf die Fachprüfung brauchst, aber auf jeden Fall auch in deiner späteren Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer:in, sind:

  • analytisches und logisches Denken
  • Zahlenaffinität
  • eigenverantwortliche, zuverlässige sowie genaue und systematische Arbeitsweise
  • hohes Qualitäts- und Risikobewusstsein

Je nach Kanzleigröße und Kund:innenstamm solltest du auch eine entsprechende Reisebereitschaft mitbringen.


Karriereschritte als Wirtschaftsprüfer:in

Mit entsprechender Erfahrung und Einsatz kannst du leitende Funktionen übernehmen – z. B. die Planung, Organisation und Koordination von Abschlussprüfungen und gesellschaftsrechtlichen Sonderprüfungen. Als Teamleader unterstützt du deine Mitarbeiter:innen in persönlicher und fachlicher Hinsicht und übernimmst die Gesamtverantwortung für die Leistungen des Prüfteams.

Vor allem in größeren Prüfungsgesellschaften findest du vielversprechende Karrierepfade mit transparenten Aufstiegsmöglichkeiten. Der Weg vom Einstieg als Praktikant, Trainee oder Berufsanwärter:in bis zur Kanzlei-Partnerschaft ist klar skizziert. Verantwortung und Kompetenzen wachsen dabei stetig mit. Wie du mit der richtigen Ausbildung in deiner Kanzlei die Karriereleiter nach oben klettern kannst, haben wir hier für dich zusammengefasst.

Auch das Berufsbild der Wirtschaftsprüfer:innen wird von Technologien für Automatisierungen verändert und die Anforderungen an dich ändern sich entsprechend. Plane für deine Karriereschritte also mit passenden Weiterbildungen und/oder Spezialisierungen.

Neben Expertise in den Bereichen Rechnungslegung und Compliance werden informationstechnologische und analytische Fähigkeiten von immer größerer Bedeutung, um die Komplexität der Datenmengen und IT-Landschaften zu bewältigen. Das Berufsbild der Wirtschaftsprüfer:innen wird dadurch noch vielfältiger und spannender.


Gehalt als Wirtschaftsprüfer:in

Laut Kollektivvertrag für Wirtschaftsprüfer:innen muss dein Mindestgehalt wenigstens € 400,- über den Sätzen der Beschäftigungsgruppe 4 liegen. Daher bekommst du monatlich 3.276,00 € brutto. Im Einzelfall hängt das Gehalt von der Qualifikation, Erfahrung, Karrierestufe und deinem Verhandlungsgeschick ab.

Im Vergleich zu Dauer und Komplexität der Ausbildung ist das Einstiegsgehalt eher gering, steigt dafür aber durch regelmäßige und große Gehaltssprünge relativ schnell. Hohe Fluktuationsraten und flache Hierarchien tragen dazu bei, dass du dich rasch für höhere Aufgaben und verantwortungsvolle Positionen empfehlen kannst. Gehaltssteigerungen von 5 bis 10 % pro Jahr sind so durchaus möglich.

Auch Boni abhängig von Qualität und Quantität deiner Leistung sind üblich. Darüber hinaus bieten Gesellschaften oftmals nicht-monetäre Benefits (z. B. Dienstwagen).


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