Berufsanwaerter

Wie wird man Berufsanwärter:in in der Wirtschaftsprüfung?

Die Berufsanwartschaft ist dein erster Schritt zu einer Karriere als Wirtschaftsprüfer:in. Sie dient quasi als Praxiszeit, bei der du die in der Wirtschaftsprüfung erforderlichen Kompetenzen praktisch kennenlernen und dir theoretisches Wissen aneignen kannst.



Voraussetzungen und Ausbildung

Für die erfolgreiche Zulassung zur Berufsanwartschaft in der Wirtschaftsprüfung musst du die folgenden Anforderungen vollständig erfüllen:

  • die erfolgreiche Ablegung der Reife-, Berufsreife- oder Studienberechtigungsprüfung bzw. die erfolgreiche Zulassung zu einem Fachhochschulstudium
  • die Ausübung facheinschlägiger Tätigkeiten im Ausmaß von mindestens 20 Wochenstunden bei zugelassenen Wirtschaftsprüfer:innen

Ausdrücklich nicht Voraussetzung für die Berufsanwartschaft ist der Abschluss eines facheinschlägigen (Fach-)Hochschulstudiums. Den brauchst du erst für die Zulassung zur Fachprüfung.

Die Praxiszeit als Berufsanwärter:in startet mit der Anmeldung bei der Kammer der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen (kurz: KSW). Nachdem du die erforderlichen Unterlagen vorgelegt hast, entscheidet sie, ob du zur Berufsanwartschaft zugelassen wirst.


Was macht ein:e Berufsanwärter:in in der Wirtschaftsprüfung?

Obwohl es den typischen Arbeitsalltag als solches nicht gibt, setzt sich die Tätigkeit im Wesentlichen aus folgenden drei Bereichen zusammen:

  • Analyse der Geschäftszahlen von beauftragenden Unternehmen im Abgleich mit dem anwendbaren Recht
  • Kommunikation intern mit Teamkolleg:innen, sowie extern zu Kund:innen, Ämtern und Behörden
  • Dokumentation der eigenen Ausarbeitungen zur Veranschaulichung und zu Rechenschaftszwecken

Während der Ausbildungszeit erhältst du als Berufsanwärter:in umfassenden Einblick in die Praxis als Wirtschaftsprüfer:in. Dich erwarten lehrreiche und vielfältige, aber auch herausfordernde Aufgaben. Du arbeitest beispielsweise direkt mit Klient:innen nationaler und internationaler Unternehmen verschiedener Branchen und Betriebsstrukturen zusammen.

Zudem bieten Kanzleien üblicherweise zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten und kommen dir mit flexibler Arbeitszeiteinteilung und (anteiliger) Übernahme der Ausbildungs- und Prüfungskosten entgegen.

Die Anstellung erfolgt im Regelfall in Teilzeit, um dir ausreichend Zeit zur Prüfungsvorbereitung und Aneignung der theoretischen Kenntnisse zu geben.

Tätigkeiten von Berufsanwärter:innen

Zunächst unterstützt du als Berufsanwärter:in primär erfahrene Kolleg:innen, bevor du schrittweise mehr Eigenverantwortung übernehmen und selbstständig bestimmte Prüfgebiete bearbeiten kannst. Zu den Haupttätigkeiten in dieser Zeit zählen insbesondere:

  • Mitarbeit bei der Prüfung von Jahresabschlüssen und Konzernabschlüssen nach nationalen und internationalen Rechnungslegungsstandards (UGB und IAS/IFRS)
  • Prüfung von internen Kontroll- und Risikomanagement-Systemen
  • Recherche und Evaluierung prüfungsrelevanter Fragestellungen
  • Aufbereitung und Präsentation von Analysen, Auswertungen und Prüfberichten
  • Beratung und Unterstützung von Kund:innen bei der Lösung komplexer Bilanzierungs- und Bewertungsfragen

Deine frische, unverfälschte Perspektive ist in Kanzleien außerdem gern gesehen, um die internen Prozessabläufe zu hinterfragen und Potenziale aufzuzeigen. Genauso üblich ist die Mitarbeit an Sonderprojekten wie Unternehmensbewertungen und Due Diligence Reviews.

Berufsanwärter:innen in der Wirtschaftsprüfung sind laufend in Kontakt zu Klient:innen, Behörden und insbesondere den Finanzämtern. Dabei kommunizierst du sowohl telefonisch und schriftlich als auch persönlich, unter Umständen auch direkt vor Ort bei den Kund:innen. Du solltest also rund 20 bis 30 % (je nach Kanzleigröße, Projektlage etc.) deiner Zeit reisebereit sein. Dafür bekommst du umfassende Einblicke in diverse interessante Unternehmen.

Kurz gesagt sind deine Tätigkeit in der Berufsanwartschaft in der Wirtschaftsprüfung sehr spannend und abwechslungsreich. Nicht zuletzt für Absolvent:innen und Studierende in fortgeschrittenen Studienabschnitten rechts- oder wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge ist das eine ausgezeichnete Möglichkeit, eine Vielzahl an Unternehmen und Persönlichkeiten kennenzulernen.


Welche Skills brauche ich als Berufsanwärter:in in der Wirtschaftsprüfung?

Du solltest sowohl ein Gespür für Zahlen als auch Interesse an wirtschaftsrechtlichen Themen wie Steuerlehre und Rechnungswesen mitbringen. Besonders wichtig ist die Motivation, dich in neue Themenbereiche einzuarbeiten und dein neu gewonnenes theoretisches Wissen auch direkt in die Praxis umzusetzen.

Weil du ständig mit Kund:innen arbeitest, brauchst du ein professionelles, selbstsicheres Auftreten sowie eine verhandlungssichere Ausdrucksweise in Deutsch und Englisch. Auch Diskretion wird von dir erwartet.

IT-Affinität und fortgeschrittene Kenntnisse in MS Office und Rechnungswesen-Softwares wie BMD-NTCS helfen dir ebenfalls. In Zukunft spielt die Analyse und Aufbereitung von Daten mit modernen Business Intelligence und Data Analytics Tools wie Power BI oder QlikView sicher eine noch größere Rolle als bisher. Erweitere dein Know-how rechtzeitig um diese Technologien.


Karriereschritte als Berufsanwärter:in in der Wirtschaftsprüfung

Mit den vielseitigen Skills, die du während diesen Jahren sammelst und schärfst, kannst du anschließend unterschiedlichste Karrierewege verfolgen. Zunächst schließt du dafür in der Regel deine Zeit als Berufsanwärter:in ab.

Die Fachprüfung der Wirtschaftsprüfung

Während der Berufsanwartschaft führt dein Karriereweg in der Regel über die Fachprüfung der Wirtschaftsprüfung. Zu dieser kannst du dich frühestens nach einer Praxiszeit von 18 Monaten anmelden, wobei die Anrechnung etwaiger Vordienstzeiten explizit ausgeschlossen ist. Außerdem musst du für die Zulassung ein facheinschlägiges (Fach-)Hochschulstudium im Wert von 180 ECTS abgeschlossen haben.

Der schriftliche Prüfungsteil besteht aus vier Klausuren in den Bereichen:

  • Rechnungslegung
  • Rechtslehre
  • Betriebswirtschaftslehre
  • Abschlussprüfung

Bei der anschließenden mündlichen Prüfung werden zusätzlich zu den Fachgebieten der Klausuren Kenntnisse aus den Themenbereichen Qualitätssicherung, Risikomanagement und Berufsrecht der Wirtschaftstreuhänder:innen, insbesondere in Hinblick auf die Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer:in abgefragt.

Die Fachprüfung der Wirtschaftsprüfung ist umfangreich und verlangt von den Anwärter:innen umfassende Kenntnisse in allen relevanten Bereichen der Wirtschaftsprüfung ab. Vorbereitende Prüfungskursen und -trainings können dir deshalb sehr helfen und werden von den meisten Kanzleien großzügig (finanziell) unterstützt.

Außerdem hast du die Möglichkeit, mehrere Wochen am Stück Lernurlaub zu nehmen, um dich im Vorfeld optimal auf die Prüfung vorzubereiten. Negative Beurteilungen haben übrigens grundsätzlich keine unmittelbaren Konsequenzen im Sinne von Prüfungssperren oder Ähnlichem. Innerhalb einer Frist von sieben Jahren kannst du beliebig oft zur Fachprüfung antreten, musst aber jedes Mal die Prüfungsgebühr erneut bezahlen.

Welche Karrieremöglichkeiten gibt es nach der Berufsanwartschaft?

Für die Angelobung als Wirtschaftsprüfer:in brauchst du zusätzlich zum erfolgreichen Studien- und Fachprüfungsabschluss eine dreijährige Berufsanwärterzeit. Hier sind Anrechnungen möglich. Du musst allerdings mindestens eine zweijährige hauptberufliche wirtschaftsprüfende Tätigkeit in einem EU/EWR-Mitgliedstaat nachweisen.

Als beeidigte Wirtschaftsprüfer:in kannst du schließlich mehr Verantwortung in der Wirtschaftsprüfung übernehmen, indem du eigenständig Prüffelder planst oder Teams während den Prüfungen leitest.

Die Weiterentwicklungschancen bleiben auch in Zukunft gut, da vor allem börsennotierte Konzerne in immer regelmäßigen Abständen über ihre Geschäftszahlen berichten und Wirtschaftsprüfer:innen zur Überprüfung der Zahlen benötigen.

Zudem wird das Berufsbild immer facettenreicher und die Wirtschaftsprüfung umfasst neben gesetzlichen Abschlussprüfungen auch die Prüfung von Gründungen, Übernahmen und Unternehmensverkäufen, Börsengängen und Sanierungen. Ferner ist die Korruptionsbekämpfung in Unternehmen ein potenzielles und wachsendes Betätigungsfeld.

Wirtschaftsprüfer:innen bauen sich durch ihre Mandate rasch ein breites Netzwerk auf, das zusätzlich zum vorhergehenden Studium eine solide Basis für den Aufbau eines eigenen Unternehmens oder die Anstellung in mittelständischen Unternehmen, in Konzernen oder Unternehmensberatungen bietet.


Wie viel verdiene ich als Berufsanwärter:in in der Wirtschaftsprüfung?

Als Berufsanwärter:in kannst du bereits während der Praxiszeit ein regelmäßiges Gehalt dazuverdienen, das sich am Kollektivvertrag für Angestellte bei Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen orientiert.

Die Einstufung von Berufsanwärter:innen erfolgt im Regelfall in der Beschäftigungsgruppe 4 und richtet sich vor allem danach, ob der Abschluss eines facheinschlägigen Studiums bereits vor dem Einstieg als Berufsanwärter:in erfolgt ist, oder gleichwertige facheinschlägige Qualifikationen oder Erfahrungen nachgewiesen werden können.

In der aktuell geltenden Fassung ab 1. Jänner 2024 steht in Beschäftigungsgruppe 4 eingestuften Berufsanwärter:innen monatlich ein Mindestgehalt von 2.876,00 € brutto zu.


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