Wie wird man Berufsanwärter:in in der Steuerberatung?
Als Berufsanwärter:in in der Steuerberatung sammelst du wertvolle Praxis, ehe du dich der Fachprüfung stellst. Wir erklären dir hier, welche Voraussetzungen du dafür brauchst, was zum Aufgabenbereich von Berufsanwärter:innen gehört, welche Aufstiegschancen es gibt und welches Gehalt du dir erwarten kannst.
Voraussetzungen und Ausbildung
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Berufsanwartschaft in der Steuerberatung findest du im Wirtschaftstreuhandberufsgesetz (WTBG 2017) . Für die Zulassung musst du demnach alle der folgenden Voraussetzungen erfüllen:
- die erfolgreiche Ablegung der Reife-, Berufsreife- oder Studienberechtigungsprüfung bzw. die erfolgreiche Zulassung zu einem Fachhochschulstudium
- die Ausübung zulässiger fachlicher Tätigkeiten im Ausmaß von mindestens 20 Wochenstunden bei einem oder einer berufsberechtigten Steuerberater
Ausdrücklich nicht Voraussetzung für die Berufsanwartschaft ist der Abschluss eines facheinschlägigen (Fach-)Hochschulstudiums, den du jedoch wiederum für die Fachprüfung brauchst. Mehr zu den Voraussetzungen für die Fachprüfung der Steuerberatung findest du hier.
Hast du alle Auflagen erfüllt, kannst du dich zur erstmaligen Berufsanwartschaft für die Steuerberatung über den Mitgliederservice der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (kurz: KSW) anmelden.
Von der KSW erhältst du dann einen Bescheid darüber, ob und ab welchem Zeitpunkt die Berufsanwartschaft startet. Frühestens beginnt deine Zeit als Berufsanwärter:in am Tag der Anmeldung, sofern sämtliche erforderlichen Unterlagen vorliegen.
Damit beginnt auch die Praxiszeit, die du für die Zulassung zur Fachprüfung nachweisen musst. Nach mindestens 18 Monaten (ohne Anrechnungsmöglichkeit von Vordienstzeiten) kannst du dich zu dieser anmelden.
Was macht ein:e Berufsanwärter:in in der Steuerberatung?
In den mindestens drei Jahren als Berufsanwärter:in wirst du in allen Belangen auf die Arbeit als Steuerberater:in vorbereitet. Du lernst in dieser Zeit die Branche kennen und eignest dir die essenziellen Fertigkeiten für deine weitere Laufbahn an.
Gleichzeitig sammelst du dabei die notwendige Praxis von 18 Monaten und die Erfahrung, die du brauchst, um dich für die Fachprüfung der Steuerberatung anzumelden.
Während der Ausbildungszeit lernst du als Berufsanwärter:in die ganze Vielfalt der Steuerberatung kennen. Du erhältst umfassende Einblicke in die Praxis, indem du an nationalen und internationalen Kund:innenprojekten mitarbeitest, erfahrene Steuerberater:innen unterstützt und direkten Kontakt zu Klient:innen hast.
Hauptaufgaben von Berufsanwärter:innen der Steuerberatung
Der Schwerpunkt liegt dabei insbesondere auf folgenden Tätigkeiten:
- Erstellung von Einnahmen-Ausgaben-Rechnungen, Zwischen- und Jahresabschlüssen
- laufende betriebswirtschaftliche und steuerrechtliche Beratung von Klient:innen unterschiedlichster Branchen und Unternehmensgrößen
- Korrespondenz mit Ämtern und Behörden
- Unterstützung bei steuerlichen Außenprüfungen und Rechtsmittelverfahren
Nach einer intensiven Einarbeitungszeit übernimmst du als Berufsanwärter:in eigene Projekte und bearbeitest selbstständig steuerrechtliche Spezialfragen. Beispielsweise rund um:
- Einkommensteuer
- Körperschaftssteuer
- Umsatzsteuer
- Umgründungen
Wichtige Skills im Arbeitsalltag
Aufgrund des häufigen Kund:innenkontakts arbeitest du als Berufsanwärter:innen in der Steuerberatung teilweise auch direkt vor Ort bei deinen Klient:innen. Eine gewisse Mobilität und Reisebereitschaft solltest du also mitbringen.
Mit Mehrarbeit und Überstunden solltest du anlassbezogen ebenfalls rechnen, besonders, wenn Bilanzen und Berichte für Jahresabschlüsse zu erstellen, Steuererklärungen einzureichen oder Klient:innen bei Steuerprüfungen zu unterstützen sind.
Nicht zuletzt, um die Vorbereitung auf die Fachprüfungen und gegebenenfalls ein laufendes Studium mit deinem Arbeitsalltag zu vereinbaren, brauchst du ein ausgezeichnetes Zeit- und Selbstmanagement.
Ein Großteil deiner Arbeit erfolgt über das Smartphone und ein Notebook. Zusätzlich arbeitest du neben etablierten Office-Programmen (v.a. Excel, Powerpoint, Word) mit spezifischer Rechnungswesen-Software. Vorkenntnisse und rasche Einarbeitung in Programme wie BMD NTCS oder RZL sind daher gern gesehen und erwünscht.
Soft Skills früh weiterentwickeln
Dein Tätigkeitsbereich ist vielfältig und abwechslungsreich, aber auch herausfordernd. Neben fachspezifischem Wissen wirst du in der Berufsanwartschaft auch deine Soft Skills schärfen. Qualifikationen in den Bereichen Kommunikation, Konfliktmanagement und Rhetorik sind für deine Karriere in der Steuerberatung unerlässlich.
Auch ein professionelles Auftreten, Sprachgewandtheit und gewissenhaftes Arbeiten sind bereits bei Berufsanwärter:innen in engem Kontakt zu Kund:innen, Ämtern und Behörden besonders wichtig. Bringst du außerdem Flexibilität, Stressresistenz und Selbstständigkeit mit, kannst du in deinem Team richtig glänzen.
Berufsanwärter:innen lernen verschiedene Branchen und Geschäftsbereiche kennen. Du erfährst von den Bedürfnissen der Kund:innen aus erster Hand. Mit diesen durchwegs vertraulichen Informationen gilt es diskret und sorgsam umzugehen. Dein Verantwortungsbewusstsein und Beurteilungsvermögen wird dabei auf die Probe gestellt.
Karriereschritte für Berufsanwärter:innen
Ob als Studierende:r in fortgeschrittenen Studienabschnitten (v.a. rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge) oder als Graduierte:r auf der Suche nach Berufserfahrung: Die Berufsanwartschaft in der Steuerberatung ist ein ausgezeichneter Startpunkt für deine Laufbahn. Mit einem starken persönlichen Commitment zur Weiterentwicklung stehen dir vielfältige berufliche Aufstiegsmöglichkeiten offen.
Der logische nächste Schritt ist die Angelobung als Steuerberater:in. Nachdem du alle Voraussetzungen erfüllt hast, entscheidet die KSW über deine Zulassung zu der dafür notwendigen Prüfung und gibt dir auch Auskunft darüber, wann und wo deren einzelne Abschnitte stattfinden.
Die Fachprüfung der Steuerberatung
Laut WTBG 2017 erwarten dich im Rahmen der Fachprüfung drei Klausuren zu je drei Stunden Bearbeitungszeit in den Bereichen Rechtslehre, Betriebswirtschaft und Rechnungslegung, die in beliebiger Reihenfolge absolviert werden können.
Außerdem musst du eine zweiteilige Klausur im Bereich des Abgabenrechts positiv abschließen – genauer materielles Abgabenrecht und Finanzstrafrecht, einschließlich der zugehörigen Verfahrensrechte. Insgesamt kommt diese Prüfung auf sechs Stunden Bearbeitungszeit.
Hast du alle Klausuren bestanden, steht der mündliche Prüfungsteil mit Fragen aus den Fachgebieten der vier Klausuren zuzüglich Qualitätssicherung, Risikomanagement und Berufsrecht der Wirtschaftstreuhänder:innen (mit Fokus auf die Tätigkeit als Steuerberater:in) an.
Die Themen der verschiedenen Klausuren sind umfangreich. Du solltest dich deshalb intensiv über mehrere Monate darauf vorbereiten. Grundsätzlich ist das aber problemlos im Selbststudium möglich. Zahlreiche Institute wie die Akademie der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung bieten zusätzlich für jede Klausur Basis- und Intensivkurse sowie Prüfungstrainings an.
Negative Beurteilungen haben außer der erneuten Zahlung der Prüfungsgebühr keine unmittelbaren Konsequenzen für dich. Innerhalb einer Frist von sieben Jahren kannst du beliebig oft zu den Prüfungen antreten.
Fachprüfung abgeschlossen: Was kommt danach?
Nach der erfolgreichen Steuerberaterprüfung und deiner dreijährigen Praxiszeit darfst du beantragen, als Steuerberater:in zugelassen zu werden. Dabei kannst du dir gewisse Erfahrungen anrechnen lassen – beispielsweise, wenn du für mindestens fünf Jahre als Bilanzbuchhalter:in oder Wirtschaftsprüfer:in gearbeitet hast.
Zwingend erforderlich ist es jedenfalls, dass du bereits für mindestens zwei Jahre umfassend hauptberuflich steuerberatend in Österreich tätig warst.
Als angelobte:r Steuerberater:in stehen dir schließlich vielfältige Karrieremöglichkeiten offen. In größeren Kanzleien bieten sich beispielsweise Möglichkeiten für internationale Assignments. Zudem gibt es stets Spezialisierungsmöglichkeiten auf bestimmte Branchen und Fachgebiete – Förderberatung, Konzernrechnungslegung, Mergers & Acquisitions, Umstrukturierungsberatung und mehr.
Die Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb von Steuerberatungskanzleien unterscheiden sich je nach Unternehmensgröße. Im Regelfall steigst du in einer Junior-Position ein. Mit zunehmendem Erfahrungsschatz bekommst du die Chance, immer mehr Verantwortung zu übernehmen. Von einer Senior-Position über die Abteilungsleitung bis hin zur Junior- oder Equity-Partnerschaft ist dann alles möglich.
Auch außerhalb einer Kanzlei bieten sich vielfältige Jobchancen im Finanzbereich oder Managementpositionen größerer Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, als Wirtschaftsmediator:in oder Sachverständigengutachter:in.
Gehalt als Berufsanwärter:in in der Steuerberatung
Das Berufsbild Berufsanwärter:in in der Steuerberatung unterliegt dem Kollektivvertrag für Angestellte bei Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen in der geltenden Fassung. Die Einstufung von Berufsanwärter:innen erfolgt normalerweise in der Beschäftigungsgruppe 4.
In der aktuell geltenden Fassung ab 1. Jänner 2024 steht dir damit monatlich ein Mindestgehalt von 2876,00 € brutto zu. Zusätzlich wird meistens eine Überzahlung abhängig von der beruflichen Qualifikation und Erfahrung geboten.
Qualifikationen wie die Bilanzbuchhalterprüfung, Unternehmensberaterprüfung oder Abschlüsse eines facheinschlägigen Studiums führen ausdrücklich zu einer Vorrückung in der Einstufung.
Als Berufsanwärter:in durchstarten
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