Buchhalter:innen-Prüfung in Österreich – Voraussetzungen, Ablauf & Inhalte
Die Buchhalter:in-Prüfung ist in Österreich eine staatlich anerkannte Fachprüfung, die den Nachweis über fundierte Kenntnisse im Rechnungswesen, Steuerrecht und Unternehmensrecht erbringt. Sie ist ein wichtiger Schritt für alle, die ihre beruflichen Möglichkeiten im Bereich Buchhaltung erweitern wollen – sei es für den Aufstieg im Angestelltenverhältnis, für verantwortungsvollere Aufgaben im Rechnungswesen oder für die Option, sich später selbständig zu machen.
Voraussetzungen: Wer darf zur Buchhalter:innen-Prüfung antreten?
Nicht jede:r kann einfach so zur Buchhalter:in-Prüfung antreten. Das Gesetz schreibt klar vor, welche Bildungs- und Praxiswege möglich sind. Entscheidend ist immer eine Kombination aus Ausbildung und einschlägiger Berufserfahrung – mit einer wichtigen Ausnahme für Akademiker:innen.
Grundsätzlich gilt:
Wer eine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen hat (z. B. Handelsakademie, Handels- oder Wirtschaftsschule), muss zusätzlich mindestens 1,5 Jahre praktische Erfahrung im Rechnungswesen nachweisen. Diese Praxiszeit muss Tätigkeiten umfassen wie das Führen von Buchungen, die Vorbereitung von Jahresabschlüssen oder die Kostenrechnung.
Wer ein wirtschaftliches oder rechtswissenschaftliches Studium abgeschlossen hat, kann ohne zusätzliche Praxiszeit direkt zur Prüfung antreten. Das Studium ersetzt hier die praktische Erfahrung.
Wer keine Matura hat, aber eine andere anerkannte Ausbildung im Rechnungswesen absolviert (z. B. einen Buchhalter:innen-Lehrgang am WIFI oder BFI), kann ebenfalls zugelassen werden – allerdings nur, wenn auch 1,5 Jahre Praxis im Rechnungswesen nachgewiesen werden.
Damit ist klar: Ganz ohne Erfahrung ist der Zugang nur mit einem einschlägigen Studium möglich. Ohne entsprechende Ausbildung ist ein Antritt nicht möglich – erforderlich ist mindestens ein Kurs oder eine Fachakademie in Kombination mit Praxis.
Ablauf der Buchhalter:innen-Prüfung in Österreich
Die Prüfung besteht aus zwei großen Teilen, die beide erfolgreich absolviert werden müssen.
Schriftliche Prüfung
Diese dauert insgesamt fünf Stunden und umfasst praxisnahe Aufgaben aus den Bereichen Buchführung, Bilanzierung, Kostenrechnung und Steuerrecht. Hier müssen Kandidat:innen zeigen, dass sie komplexe Geschäftsfälle verbuchen, Jahresabschlüsse erstellen und steuerliche Sachverhalte korrekt beurteilen können.
Mündliche Prüfung
Nach der schriftlichen Prüfung folgt ein Fachgespräch vor einer Kommission. Pro Themengebiet sind etwa 15 Minuten vorgesehen. Abgefragt werden dabei die Kernbereiche Rechnungswesen, Steuerrecht, Unternehmens- und Zivilrecht sowie Zahlungsverkehr. Wichtig ist hier nicht nur das Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit, dieses klar und verständlich zu erklären.
Inhalte der Buchhalter:innen-Prüfung
Die inhaltlichen Schwerpunkte sind in Österreich breit gefächert und decken alle Themen ab, die im Berufsalltag von Buchhalter:innen eine Rolle spielen:
Rechnungswesen und Buchführung: von der doppelten Buchhaltung bis zur Erstellung des Jahresabschlusses
Kostenrechnung: Kalkulation, Deckungsbeitragsrechnung und betriebswirtschaftliche Auswertungen
Steuerrecht: vor allem Umsatzsteuer, Einkommensteuer und allgemeine Grundzüge des Abgabenrechts
Rechtliche Grundlagen: Unternehmensrecht und bürgerliches Recht mit Fokus auf Verträge und Haftung
Zahlungsverkehr und Organisation: Mahnwesen, unterschiedliche Zahlungsarten und organisatorische Abläufe im Rechnungswesen
Tipps für eine erfolgreiche Vorbereitung
Die Buchhalter:innen-Prüfung gilt als anspruchsvoll, lässt sich aber mit der richtigen Vorbereitung gut bestehen. Entscheidend ist eine Mischung aus konsequentem Lernen, praktischer Anwendung und gezieltem Training.
Früh beginnen: Der Stoffumfang ist umfangreich, daher sollte man spätestens sechs Monate vor der Prüfung mit intensiver Vorbereitung starten.
Struktur schaffen: Ein klarer Lernplan mit wöchentlichen Zielen hilft, den Überblick zu behalten.
Übungsfälle rechnen: Praxisnahe Aufgaben, wie sie auch in der Prüfung vorkommen, sind die beste Vorbereitung.
Alte Prüfungsfragen durchgehen: Sie vermitteln ein Gefühl für die Art der Fragestellungen und den Schwierigkeitsgrad.
Vorbereitungskurse besuchen: WIFI Österreich, AMS Ausbildungskompass und andere Bildungseinrichtungen bieten spezialisierte Lehrgänge an, die gezielt auf die Prüfung vorbereiten.
Praxis einbinden: Wer bereits in einer Buchhaltung arbeitet, sollte den Lernstoff direkt auf aktuelle Fälle anwenden – so bleibt er besser im Gedächtnis.
Berufliche Perspektiven nach der Prüfung
Nach erfolgreich bestandener Prüfung sind Buchhalter:innen berechtigt, eine Reihe von Tätigkeiten eigenständig auszuüben. Dazu zählen unter anderem das Führen der laufenden Buchhaltung, die Erstellung von Einnahmen-Ausgaben-Rechnungen sowie die organisatorische Betreuung des Rechnungswesens. Damit eröffnet die Prüfung vielfältige berufliche Möglichkeiten – sei es in Unternehmen, Steuerberatungskanzleien oder in der Selbständigkeit.
Fazit
Die Buchhalter:innen-Prüfung ist kein einfacher, aber ein klar geregelter Weg in ein verantwortungsvolles Berufsfeld. Wer eine Ausbildung und Praxiszeit mitbringt – oder ein einschlägiges Studium absolviert hat – kann sich zur Prüfung anmelden.
Mit konsequenter Vorbereitung, einem strukturierten Lernplan und gezielter Unterstützung durch Kurse ist die Hürde gut zu meistern. Nach der bestandenen Prüfung wartet ein vielseitiges Tätigkeitsfeld mit ausgezeichneten Perspektiven in Wirtschaft und Verwaltung.